Offenbach bekommt 1,3 Millionen Euro für ein neues Frauenhaus

Pressemitteilung des Hessischen Ministeriums für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales vom 20.02.2025 und 21.02.2025
Foto © Denker, Paula
Sozialministerin Heike Hofmann hat der Stadt Offenbach einen Förderbescheid über 1,3
Millionen Euro für ein neues Frauenhaus übergeben. „Es ist im Interesse der
Landesregierung, die Kapazitäten der Frauenhäuser in Hessen zügig und bedarfsgerecht
zu erweitern und damit die Umsetzung der Istanbul-Konvention weiter voranzutreiben.
Diese verpflichtet uns dazu, sichere Schutzunterkünfte in ausreichender Zahl
vorzuhalten“, sagte Ministerin Hofmann am Donnerstag. „Dass der Schutz von Frauen vor
Gewalt für uns höchsten Stellenwert hat, haben wir auch im Koalitionsvertrag
festgehalten: Wir wollen die Förderung für ein flächendeckend gut erreichbares
Schutzangebot ausbauen.“
In Offenbach ist der Handlungsbedarf groß, um mit einem neuen Frauenhaus den Bedarf
an Plätzen zu decken. Zudem bietet die bestehende Einrichtung keinen barrierefreien
Zugang. Ursprünglich sollte die Finanzierung sich neben den Geldern des Landes auch
aus einem Förderprogramm des Bundes speisen. Allerdings teilte das zuständige
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend der Stadt im vergangenen
Jahr mit, dass die Mittel erschöpft seien und somit keine Förderung im Rahmen des
ohnehin auslaufenden Programms mehr erfolgen könne. Der Stadt gelang es, die
Finanzierungslücke mit alternativen Fördermöglichkeiten zu schließen. „Ich bin glücklich,
den Bescheid heute im Namen der Landesregierung übergeben und damit einen
wichtigen Beitrag zum Frauenschutz in Hessen leisten zu können“, sagte Ministerin
Hofmann: „Ich danke der Stadt für Ihren Einsatz, durch den es möglich wurde, das Projekt
trotz des Wegfalls der Bundesmittel zu realisieren.“
Martin Wilhelm, Sozialdezernent und Stadtkämmerer der Stadt Offenbach am Main, hob
noch einmal die Bedeutung des wichtigen Projektes hervor: „Die Stadt hat einen klaren
Auftrag, nämlich dem Mehrbedarf an Schutzunterkünften für Frauen und Kinder in Not
gerecht zu werden. Denn Frauenhäuser sind lebenswichtige Schutzräume für diejenigen,
die sonst keine Sicherheit hätten. Ich möchte mich daher auch beim Land Hessen ganz
herzlich dafür bedanken, dass die Stadt bei diesem Vorhaben unterstützt wird.“
Die geplante Einrichtung soll über mehrere Familienzimmer verfügen, außerdem über ein
Notbettzimmer für eine Frau mit bis zu drei Kindern und barrierefrei bzw. -arm sein.
„Ich möchte allen Mitarbeiterinnen des hessischen Frauenschutzsystems meinen Dank
für die wichtige Arbeit aussprechen, die Sie täglich für von Gewalt betroffene Frauen und
deren Kinder leisten. Frauenhäuser und Frauenberatungs- und Interventionsstellen
übernehmen eine bedeutende Aufgabe in unserer Gesellschaft. Sie bieten Schutz und
Hilfe, retten damit Leben, stabilisieren Familien und ebnen Frauen und Kindern den Weg
in eine gewalt- und angstfreie Zukunft“, sagte Ministerin Hofmann.
Auch in Offenbach gibt es bisher viel zu wenige Plätze im einzigen Frauenhaus der Stadt. Immer wieder müssen Gewaltopfer abgewiesen werden. Das soll sich nun ändern.
Offenbach – Wichtige Dinge werden an Runden Tischen besprochen. Keine Hierarchie, sondern Gleichberechtigung. Das gilt besonders für sensiblen Themen – wie dem, worum es in der Runde ging, die in der Beratungsstelle des Vereins Frauen helfen Frauen zusammenkam.
Anlass ist ein Förderbescheid über 1,3 Millionen Euro für ein neues Frauenhaus, den Sozialministerin Heike Hofmann (SPD) der Stadt Offenbach jetzt übergeben hat. Mit dem Bescheid wird der Istanbul-Konvention Rechnung getragen. Ein internationales Abkommen, um geschlechtsspezifische Gewalt gegen Frauen und Mädchen zu bekämpfen. „Diese verpflichtet uns, sichere Schutzunterkünfte in ausreichender Zahl vorzuhalten“, sagt Ministerin Hofmann.
Ein Schritt hin zum flächendeckenden Schutzangebot, von einer ausreichenden Bedarfsdeckung kann aber noch lange keine Rede sein: Das Bundeskriminalamt beziffert die Anzahl der Opfer von häuslicher Gewalt im Jahr 2023 auf über 256 000, davon seien 70 Prozent weiblich. Mindestens 179 200 Frauen – also mehr als Offenbach Einwohner hat. Im selben Jahr wird die Anzahl der Frauen und Mädchen, die in Offenbach Opfer häuslicher Gewalt wurden, mit 207 angegeben. Die Dunkelziffer dürfte um ein Vielfaches höher liegen.
Es fehlen tausende Plätze für schutzbedürftige Frauen
Eine zentrale Maßnahme, um dem hohen Schutzbedarf gerecht zu werden, sind daher die Frauenhäuser. Die Krux: Es fehlen tausende Plätze. Laut einer Frauenhausstatistik, ebenfalls aus dem Jahr 2023, seien bundesweit lediglich rund 7 700 Plätze vorhanden, das heißt nur ein Drittel der Plätze, die nach der Konvention benötigt werden. Sie besagt, dass pro 10 000 Einwohner ein Frauenhaus-Zimmer geschaffen werden muss. In den nächsten Jahren sei außerdem mit einem Wachstum der Stadt Offenbach zu rechnen, sagt Martin Wilhelm, Stadtkämmerer und Sozialdezernent. In Offenbach muss daher zügig gehandelt werden, um den Bedarf an Plätzen zu decken. Das geht nur mit einem neuen Frauenhaus.
Die Folge von zu wenigen Unterkünften liegt auf der Hand: Frauen und Mädchen, insbesondere in akuten Gefährdungssituationen, bekommen keinen Platz und sind gezwungen, in ihr von Gewalt geprägtes Umfeld zurückzugehen. Marie Bonaventura vom Verein Frauen helfen Frauen kennt dieses Szenario nur allzu gut. Der Verein betreibt eine Beratungsstelle und das Frauenhaus in Offenbach. „Tagtäglich müssen wir Frauen ablehnen, weil wir keinen Platz frei haben“, bedauert sie.
„Frauenhäuser sind lebenswichtige Schutzräume für diejenigen, die sonst keine Sicherheit hätten“, sagt der Sozialdezernent. Mit Unterstützung der Fördermittel soll nun noch dieses Jahr ein neues Frauenhaus gebaut und im besten Fall nächstes Jahr eröffnet werden.
Familienzimmer, Notbettzimmer und barrierefrei
Die Einrichtung soll den schutzsuchenden Frauen mehr Raum und weitere Plätze bieten. Geplant sind zudem mehrere Familienzimmer sowie ein Notbettzimmer für eine Mutter mit bis zu drei Kindern. Ein wichtiges Kriterium beim neuen Frauenhaus ist die Barrierefreiheit.